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Doos

Geschichte des Gasthauses und des Ortes von Reinhard Löwisch

Die weithin berühmte und beliebte Sommerfrische Doos, ein Ausflugsziel erster Ordnung in der Fränkischen Schweiz mit gepflegter Gastronomie und kulinarischen Fischgerichten, gibt es nach etwa 160 Jahren nicht mehr (der KURIER berichtete). Ab 1. Mai 1993 ist eine sozialtherapeutische Einrichtung in die Räume des Anwesens Heinlein eingezogen.

Bereits 1678 wird der Name Heinlein auf einem Anwesen in Doos genannt. 1712 besaß ein Hans Heinlein auf dem Doos ein Haus mit Stadel mit rund 20 Tagwerk Grund. Ob es sich dabei um den heutigen Standort des Gasthauses handelte, ist ungewiss. Erst 1829 wurde ein neues Wohnhaus erbaut, das als die Geburtsstunde des heutigen Gasthauses gilt. In dem Haus wurde seit dieser Zeit auch Bier ausgeschenkt. Dies wurde vermutlich besonders von den auf den holprigen Straßen verkehrenden Fuhrleuten und Reisenden, die wegen des Wasserfalles hierher kamen, begrüßt. 1879 wurde das Haus von Grund auf neu erbaut, um dem ansteigenden Fremdenverkehr Rechnung zu tragen. Doos erfreute sich bald eines lebhaften Zuspruchs der Fremden, die hier in der Umgebung die herrlichsten Wanderungen ins Aufseß- und Wiesenttal machten und die Einsamkeit der Natur erleben konnten.

Berühmte Reisende jener Zeit machten hier Station, zum Beispiel 1798 der bekannte deutsche Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt. Ludwig Richter, der bekannte Maler, zeichnete 1837 den Ort und den Wasserfall. Im gleichen Jahr besuchte auch der Düsseldorfer Dichter Karl Immermann das Gasthaus und den Wasserfall, den er sogar in einem Gedicht verewigte.

1911 wurde das bestehende Wohnhaus aufgestockt und erweitert, um der steigenden Übernachtungszahlen gerecht zu werden. Ernst Heinlein, der Großvater von Erich Heinlein, dem letzten Besitzer des Gasthauses, hatte dies veranlasst. 1919 übernahm Hans Heinlein den Betrieb, er sorgte für eine grundlegende Umorganisation. 1922 ließ er ein Mühlrad installieren, um endlich eine eigene Stromquelle zur Verfügung zu haben. 1934 baute er das Schwimmbad auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Wasser hierfür kam aus der Wiesent. 1930 wurde die an das Haus angrenzende Scheune zu Wirtschaftsräumen und Fremdenzimmern ausgebaut, die Bettenzahl erhöhte sich auf 45.

Sportangler aus dem ganzen Bundesgebiet sowie aus England und Holland wurden dadurch angelockt. Und auch die Erlanger Burschenschaft Franconia zog zu Fuß in die „Fränkische“ nach Doos. Es waren lustige Gesellen, die immer zu derben Streichen aufgelegt waren. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges veränderte sich alles. Die Gäste en blieben aus, der älteste Sohn Erich wurde eingezogen. 1940/41 wurde Doos mit 92 Aussiedlern belegt. Die schön hergerichteten Zimmer wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach deren Wegzug Kinderlandverschickungslager. Zeitweise waren über 100 Jugendliche, die meisten aus Hamburg, hier untergebracht, bis die Amerikaner einmarschierten. Im Herbst 1945 wurde Doos für die Nürnberger Garnison als Wochenendheim gemietet, die Familie Heinlein musste das Haus räumen. Erst 1947 verließen die Soldaten den Ort, nun mietete der Bamberger Caritasverband das Gasthaus, in dem nun Flüchtlinge Quartier bezogen. Der Speisesaal wurde als Hauskapelle eingerichtet, den Segen hierzu erteilte der Bamberger Erzbischof Dr. Josef Otto Kolb (nach dem in Waischenfeld eine Siedlung benannt ist).

1953 heiratete Erich Heinlein in der Hauskapelle die einzige Tochter des Inhabers der Waldpension Rabeneck, Johanna Riegler. Im gleichen Jahr übernahm er den Betrieb. Der gelernte Hotelfachmann baute in den folgenden Jahren die Gebäude mehrmals um, modernisierte sie und führte den Betrieb in traditioneller Weise fort. Weitere Modernisierungsmaßnahmen in den 50er bis 70er Jahren brachten dem Gasthof Heinlein zwei Sterne im Varta-Gastronomieführer ein.

In dieser Zeit gaben sich viele hochrangige Persönlichkeiten die Türklinke in die Hand. Doch davon wurde in der Gegend nie viel bekannt. Unter anderen nächtigte hier mehrmals der englische Botschafter Sir Christoph Steel. Wegen Admiral Walter Campbell ließen die Heinleins sogar einen Steg über die Aufseß bauen.

Charles C. Ritz, Inhaber des gleichnamigen berühmten Pariser Hotels, demonstrierte in Doos die Kunst des Fliegenfischens, und auch Sir Stephen King-Hall, englischer Publizist und Minister, wohnte des öfteren während der Bayreuther Festspiele in Doos.

Die Aufseß war schon immer Grenzfluß

DOOS. „Schaurig“ wurde früher die Gegend von Doos bis Rabeneck genannt. Damals gab es noch keine Wälder hier, nur die kahlen Felsen blickten von hoch oben auf die Wanderer, tief im Tal, herab. Vereinzelt wurden die Hänge für Schafherden genutzt, bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Leiten mit Waldsamen besät wurden.

Über die steinerne „Thoosbrücke“ führte früher die Altstraße. Von Muggendorf kommend über den Dooser Berg, stellte sie im Mittelalter eine Verbindung zu den Burgen Rabeneck und Rabenstein und weiter nach Bayreuth her. Im 19. Jahrhundert nannte man diese Straße „Bayreuther Chaussee“. Im 1829 errichteten Gasthaus Heinlein befand sich auch ein Poststall, in dem die Pferde standen, die für den steilen Dooser Berg vorgespannt werden mussten.

Teile der alten, jetzt völlig überwachsenen Fuhre sind neben der heutigen Straße (erbaut 1970) noch sichtbar. Der Poststall wurde 1930 abgerissen, als die neue Straße von Muggendorf durchs Wiesenttal fertiggestellt war. 1954 wurde der Weg nach Waischenfeld erneuert und geteert, eine neue Brücke wurde gebaut, die alte steht aber immer noch, nunmehr für Wanderer gedacht.

Eigenartig ist, dass der Gasthof jenseits der Aufseß seit der Gebietsreform von 1972 zur Gemeinde Waischenfeld und damit zum Landkreis Bayreuth gehört, das Haus links der Aufseß dagegen gehört zum Markt Wiesenttal und somit zum Landkreis Forchheim. Die Aufseß war schon im Mittelalter ein Grenzfluß, wie aus alten Grenzbeschreibungen hervorgeht. Die Gemeindegrenze entspricht also dieser fast 500jährigen Tradition.

Einst mächtiger, zweistufiger Wasserfall

DOOS. Das wesentlichste Merkmal des Erholungsgebietes Fränkische Schweiz sind die engen, mit Dolomitfelsen bestückten Täler, durch die sich mäandernde Flüsse schlängeln, die dem jeweiligen Tal ihren Namen gaben. So ist es auch bei den beiden berühmtesten Gegenden, dem Aufseß- und dem Wiesenttal.

Und dort, wo sich die beiden Flüsse treffen, gab es früher – einmalig in der Fränkischen Schweiz – einen mächtigen zweistufigen Wasserfall. Dieses Naturschauspiel des „toosenden Wassers“ gab nicht nur dem Ort seinen Namen, es war auch eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Gegend und wurde deshalb schon vor 200 Jahren ausgiebig in Reiseführern beschrieben.

Erstmals erwähnt wurde der „Toos“ im Lehenbuch des Bischofs Anton von Rotenhan im Jahre 1449. Schon bald wurde er berühmt, vor allem in einer Reisebesehreibung von 1692 und durch den Kanzleiinspektor J. G. Köppel, der 1793 eine Zeichnung des Wasserfalles anfertigte und die Gegend wie folgt beschrieb: „Bei der Thoosbrücke scholl mir heftiges Getöse der wildbrausenden Aufsees entgegen, die sich hier mit schäumender Wut über ein Meer von Felsentrümmern in die Wiesent stürzt.“

Auch der Waischenfelder Rentamtschreiber Jacob Reiselsberger fand 1820 reimende Worte für dieses Naturereignis. Er schrieb: „Und nun besuchen wir den Toos, hier stürzet unter Brausen, ein Wasserfall – doch nicht so groß, wie der bei Schaffhausen.“ Über vier Meter hoch soll dieser Doppelfall früher gewesen sein, er wurde deshalb auch der große Toos genannt. Die Überfallkanten der beiden Fälle wurden im Laufe der Zeit durch die Wassermassen zernagt, ausgewaschen und unterspült. Bei einem Hochwasser vor 1793 brachen die unterhöhlten Tuffgesteine schließlich ab und stürzten in das Wiesentbett.

1860 kam das Unheil über den Doos. Geschäftstüchtige Bauern aus Engelhardsberg begannen damit, das herumliegende ausgiebige Tuffsteinlager beim Wasserfall auszubeuten. Dies geschah so gründlich, dass heute nicht mehr viel vom ehemals „toosenden Wasserfall“ übriggeblieben ist.

1922 baute die Familie Heinlein in der Nähe des Wasserfalles ein Mühlrad, das rund vier Kilowatt Strom lieferte. Im Januar 1965 ersetzte man das Holzrad durch eine Turbine, die Strom erzeugt.