Geschichte der Stadt
Um 800 n. Chr. Vermutlich erste Ansiedlung
1122 Erste urkundliche Erwähnung
Bischof Otto I. von Bamberg stellt einem Konrad von Wischinvelt eine Urkunde aus, in der als Konrads Vater ein Wirint von Wischinvelt genannt wird. Er gilt als erster urkundlich belegbarer Namensträger des Edelgeschlechts, dessen Burg sich auf dem Felsplateau oberhalb der Pfarrkirche erhebt.
um 1216 Beginn der Herrschaft der Schlüsselberger
Vermutlich durch Einheirat gehen Burg und Herrschaft in den Besitz der edelfreien von Schlüsselberg über. Konrad II. von Schlüsselberg, der letzte männliche Nachkomme des Adelsgeschlechts, baut die Waischenfelder Burg zu einer der größten Anlagen der weiteren Umgebung aus.
9. Dezember 1315 Stadterhebung unter Konrad II. von Schlüsselberg
Zwischen dem Schlüsselberger Konrad und dem Wittelsbacher Herzog Ludwig dem Bayern entwickelt sich über die Jahre eine enge Freundschaft. Als Konrad 1313 in der Schlacht von Gammelsdorf entscheidend zum Sieg Ludwigs und damit zu dessen Ernennung zum deutschen König beiträgt, bedankt sich dieser mit der Erhebung Waischenfelds zur Stadt mit allen damit verbundenen Rechten. Durch die militärisch erfolgreiche Verbindung der beiden Freunde erhält die junge Stadt über die Jahre wichtige Privilegien. Der Ort blüht wirtschaftlich auf und umgibt sich mit einer schützenden Mauer.
Bei der Verteidigung der Burg Neideck bei Streitberg kam Konrad II. zu Tode.
ab 1349 Regentschaft des Hochstifts Bamberg
Mit dem gewaltsamen Tod Konrads 1348 endet die Regentschaft der Schlüsselberger und beginnt die Herrschaft des Hochstifts Bamberg, das Waischenfelds Bedeutung wesentlich ausbaut, indem er es zum Sitz aller fürstbischöflichen Außenämter macht. Handel und Gewerbe erleben einen beachtlichen Aufschwung. Einzelne Meister, der in einer strengen Zunftordnung organisierten Handwerksbetriebe, stellen ihr Können weit außerhalb der Stadtgrenzen unter Beweis.
Gebietskarte von Sebastian von Rotenhan von 1600 mit Waischenfeld rechts oben und Bamberg am unteren Bildrand
ab 1430 Kriege und Aufbauphasen
Wohl auch wegen ihres wirtschaftlichen Erfolgs bleibt Waischenfeld in der Folge von kriegerischen Auseinandersetzungen nicht verschont. So fallen 1430 die Hussiten ein und brennen die Stadt nieder. Nach dem Wiederaufbau legen sie 1553 die Truppen des Albrecht Alcibiades erneut in Schutt und Asche. Im Dreißigjährigen Krieg wird sie 1632 von den Schweden gebrandschatzt. Die heutige Burg und der Steinerne Beutel stammen aus dem 18. Jahrhundert.
1480 wird mit Friedrich Grau, der sich selbst Nausea nennt, der wohl berühmteste Sohn Waischenfelds geboren. Nausea der sich in der Reformationszeit einen Namen als Kanzlerredner machen kann, wird an den Wiener Hof geholt und schließlich zum Bischof von Wien ernannt. Als solcher Vertritt er 1552 seinen Förderer König Ferdinand beim Konzil von Trient, wo er 1552 einem Fieber erliegt.
1803 Bayern statt Bamberg
Mit der Säkularisation zieht 1803 der letzte fürstbischöfliche Amtmann aus seinem Amtssitz aus, Waischenfeld geht an Bayern. Zuvor und in der Folgezeit vollzieht sich die Industrialisierung aufgrund der verkehrstechnisch schwierigen Lage im engen Wiesenttal nur sehr zögerlich. Länger als andere benachbarte Regionen prägt Waischenfeld eine kleinteilige Wirtschaft aus Gewerbe- und Handwerksbetrieben. Auch der Landwirtschaft bieten sich aufgrund der relativ schlechten naturräumlichen Voraussetzungen nur eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten.
Diese Hemmnisse führen dazu, dass sich die Stadt ihren mittelalterlichen Charakter und die umgebende Landschaft ihre Lieblichkeit bewahren können. Dichter wie Ernst Moritz Arndt romantisieren diese Kombination. Der Begriff der „Fränkischen Schweiz“ entsteht und entwickelt sich später zum wichtigen Markennamen für den aufstrebenden Fremdenverkehr.
Dennoch verändert sich das Ortsbild auch in dieser Phase. So fällt die 1820 noch 1500 Meter lange Stadtmauer der großen Nachfrage nach Baumaterial zum Opfer.
Waischenfeld um 1840, Lithografie von Theodor Rothbarth nach einer Zeichnung von Carl Käppel
ab 1933 Im „Dritten Reich“
Ab 1943 wird Waischenfeld Standort der nationalsozialistischen Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe. Rund 40 Mitarbeiter organisieren vom Alten Rentamt der Stadt aus tödliche Menschenversuche in Konzentrationslagern unter dem pseudowissenschaftlichen Deckmantel der Erbforschung. Nach der Besetzung des Ortes im April 1945 durch die Amerikaner wird dem Leiter des Amtes, Wolfram Sievers, 1947 der Prozess gemacht, der mit Sievers Hinrichtung 1948 endet.
ab 1971 Eingemeindungen und Wachstum
In den siebziger Jahren führt die Gebietsreform zu einer bedeutenden Erweiterung des Gemeindegebiets. Zahlreiche umliegende Dörfer und Weiler werden bis 1978 der Stadtgemeinde eingegliedert, die heute 29 Siedlungsteile umfasst.
Das Stadtgebiet selbst wächst vor allem im Norden, im sogenannten „Kurgebiet“. Als ein zentraler Ort der Fremdenverkehrsregion „Fränkische Schweiz“ bildet heute der Tourismus das wichtigste, jedoch nicht einzige Standbein der Gemeinde.
Ausdehnung der heutigen Stadtgemeinde
Quellen und weiterführende Links:
Kellermann, Kaspar (1978): Chronik der Stadt Waischenfeld
https://de.wikipedia.org/wiki/Waischenfeld#20._Jahrhundert (Stand 07.06.2021)
Mehr Geschichtliches über Waischenfeld finden Sie auf der Seite des Heimatkundlers Reinhard Löwisch: